Der kleine Kurt ist begeisterter Autofahrer gewesen. Gib dem Gaul Pfeffer und wenn nichts mehr ging auf der Straße, was solls. Um den kleinen Kurt herum gab es soviel andere Autos mit anderen Menschen. Was man in den Staugesprächen für Menschen kennenlernen konnte … Doch halt, das ist eine ganz andere Geschichte.
Der große Kurt ist bequem geworden. Er möchte in einem bequemen Sitz seine Zeitung lesen können, sich von freundlichen Zugbegleiterinnen oder -begleitern den Kaffee an den Platz bringen lassen oder einen Text auf dem Notebook schreiben. Alles ist möglich, man braucht nur vom Auto auf die Deutsche Bahn umzusteigen. Wäre da nicht eine Kleinigkeit.
Denn einen Haken hat die Sache doch. Nein, keine Sorge, die ständigen Verspätungen, die Zugausfälle und dergleichen mehr, sind es nicht. Nein, es kostet einfach nur Geld. Dafür gibt es in den riesigen Verwaltungsgebäuden der Deutschen Bahn in Berlin und in Frankfurt am Main die guten Geister, die sich ständig um unser Wohlbefinden kümmern. Sparpreise, besonders in Verbindung mit einer BahnCard, lassen die Reise mit der Bahn attraktiv werden. Also kauft der große Kurt sich eine BahnCard.
Der große Kurt ist nicht nur bequemer und weiser, er ist auch älter geworden. Ja schau mal, da gibt es eine BahnCard, speziell für ältere Reisende. Da die Verlängerung oder Kündigung der bisherigen BahnCard ansteht, denkt sich der große Kurt, man könnte doch den Tarif wechseln. Also mal schnell gegoogelt und auch sofort die Antwort gefunden: Es gibt keine Aussage zum Tarifwechsel. Aber es gibt eine Telefonnummer. Da könnte man doch einfach mal nachfragen, wie das geht. Für 20 Cent pro Anruf könnte Kurt sich das einfach erklären lassen.
Sie kennen diese Spielchen: Drücken Sie 1 für einen neue BahnCard, drücken Sie 2 für eine Kündigung und so weiter. Begehen Sie den Fehler nicht und wählen Sie eine Option. Im zweiten Fall bekommen Sie für diese 20 Cent nur den vom Band gesprochenen Hinweis, sich an den nächsten DB-Schalter in einem der Bahnhöfe zu wenden, im zweiten erfahren Sie die Adresse, wo sie die Kündigung per Post hinschicken können. Irgendjemand müsste den Leuten dort mal mitteilen, dass es E-Mails gibt, aber na gut.
Das Leitmotto der Deutschen Bahn für 2018 ist „Die Bahn soll verlässlicher werden“. Da Fortschritt nur bedingt etwas mit Verlässlichkeit zu tun hat, googelt der große Kurt noch einmal. Wenn ein Tarifwechsel nicht möglich ist, dann eben die harte Tour: Karte kündigen, neue Karte im gewünschten Tarif bestellen. Wer sagt denn, dass Verlässlichkeit (Sie erinnern sich: das Motto für 2018) bequem sein muss? Die Kunden sollen ruhig etwas dafür tun.
Und siehe da: Es gibt eine Seite, da kann man einfach für eine Kündigung die Daten eingeben und sie abschicken. Soweit, so gut. Aber nach Schritt eins kommt Schritt zwei und da soll der Kunde tatsächlich für das Abschicken der E-Mail 2,99 Euro berappen, per Kreditkarte oder Sofortüberweisung. Nach zwei Anrufen für je 0,20 Cent – Kurt konnte nicht glauben, dass er nach der ersten Wahl (Neukauf) auch auf der zweiten Wahl nur eine Automaten-Ansage bekommen sollte – kämen also noch 0,40 Cent hinzu.
Unglaublich, wie verlässlich die Deutsche Bahn in ihrer Findigkeit ist, den Kunden selbst das letzte Kleingeld abzunehmen. Haben Sie Assiazionen? Der große Kurt jedenfalls war sprachlos.